Kasabian - West Ryder Pauper Lunatic Asylum

West Ryder Pauper Lunatic AsylumAls Kasabian 2002 ihr selbstbetiteltes Debutalbum veröffentlichten, schlug die Band ein wie eine Bombe. Die Medien kürten sie zu den neuen Oasis. Rotzfrech hielten die vier Lads aus Leicester ihre Gesichter in die Kameras. Tom Meighan (Gesang), Chris Edwards (Bass), Sergio Pizzorno (Gitarre) und Ian Matthews  ließen kein gutes Haar an ihren musikalischen Mitstreitern. Kein Wunder, denn sie waren schon damals so ganz anders als der Rest der britischen Musikszene. Auf ihren ersten Konzerten stand nicht die Band im Vordergrund, sondern eine bühnenfüllende Soundmaschine. Sie war der Star des Abends, Bass, Gitarre und Drums reihten sich - nicht minder stolz - um sie herum. Die Namen ihrer frühen Lieder, wie „Processed Beats" und „Test Transmission", waren Programm. Kasabian verbanden luftige Beats und schweißtreibenden Rock und bastelten daraus unverschämt tanzbaren Pop. Gepaart mit ihren coolen, selbstsicheren Posen waren sie wie geschaffen dafür, das Erbe der Urväter des Britpop anzutreten.

Nach fast sieben Jahre lässt das dritte Album von Kasabian zunächst die Vergangenheit aufleben. Das erste Lied auf „West Ryder Pauper Lunatic Asylum" würde perfekt auf ihre erste Platte passen. „Underdog" begrüßt den Hörer mit progressivem Elektrosound, hypnotischer Stimme und hüftschwingenden Poprhythmen. Der Sound im zweiten Lied ist weicher, ihre message dafür kantiger. „Where did all the Love go?" berichtet von sozialem Chaos und Gewalt. Ein Überlebenslied für die verlorene Jugend in den Betonschluchten unserer Städte. Dafür liefert das dritte Lied, „Swarfiga", den perfekten Soundtrack: ein einziger atemloser Sprint, so hektisch und schräg wie eine Nacht in der Großstadt. Das Leben auf der Überholspur schlägt dem Hörer auch in „Fast Fuse" entgegen. Genießt diesen treibenden und dreckigen Joyride. Der dazugehörige Joint ist das fünfte Lied. „Take Aim" zieht sich scheppernd durch den Gehörgang und bleibt irgendwo mitten im Hirn hängen. Solche musikalische Einfachheit ist schwer hypnotisch.

Beim sechsten Lied schlägt das Album um. Der wilden Fahrt durch die Schaltzentralen eines Synthesizers folgt eine sonnige Landpartie durch Mittelengland. „Thick as Thieves" überrascht mit einem idyllischen, beatlesquen Singalong-Chorus. Immer weiter entfernen sich Kasabian von ihrem Trademark-Sound. Sie steuern ein neues Ziel an: das harmonische Land mit Namen Pop. Nur bei „Vlad the Impaler" blitzt noch mal irres, elektronisches Graffiti durch die gesungenen Zeilen. Spätestens bei „Ladies and Gentelmen" schwelgt der Hörer im süßesten Singer/Songwriter Charme. Mit dieser wundervollen Elektro-Rockballade kommt Kasabians Reise zum Stillstand. Hier hätte sich das Album dann auch verabschieden können. Denn sowohl „Secret Alphabets", „Fire" und das letzte Lied, „Happiness", fahren den Hörer nach einem elekrisch aufgelanden Hörerlebnis lediglich in den Ruhezustand.

Der Titel ihres dritten Albums ist tatsächlich - wie dem Hörer ja im Albumtitel bereits angedroht wird - eine musikalische Reise durch eine Irrenanstalt. Jedes Lied steht für einen der mehr oder weniger durchgeknallten Insassen. Einfach gestrickt, aber jeder mit seinem eigenen, unverwechselbaren Treffer. Vielseitig, und voller kleiner epileptischer Anfälle. Orientalische Sounds wechseln sich mit klingenden Glöckchen ab. Trompetenfanfaren und himmlische Geigen treffen in dunklen Hinterhöfen auf beißende Bassriffs. Kasabian haben sich konsequent weiterentwickelt und ihren musikalischen Höhepunkt erreicht. Mit einem Album für Querhörer und -denker.

Erscheinung: 05.06.2009
Label: Sony
https://freemailng0102.web.de/jump.htm?goto=http%3A%2F%2Fwww.kasabian.de
www.myspace.com/kasabian