Mannheim ist nicht Manchester. Das scheint sich so mancher jedoch zu wünschen. Söhne der Stadt. Aber nicht die Deutschpop-R&B-Jammerer (die übrigens auf der medienwirksamen Suche nach Nachwuchs - also quasi den „Kleinen Brüdern Mannheims" - sind, grusel). Aber eine Gemeinsamkeit der Städte gibt es: Beide fanden ihren Ursprung in der Erbauung eines Kastells. Einer Trutzburg. Trutzen = trotzen. Wer tut das? Jemand, der nicht zufrieden ist.
Das scheint auf The Flames zuzutreffen. Oder wie sonst sollte man sich die Entwicklung auf ihrem neuen Album „Caution: Heat Inside" erklären? Kreative Evolution. Ja. Beschreitung neuer inspiratorischer Wege. Klar. Bewusste Enttäuschung von Erwartungshaltungen. Sicher. Beweis der musikalischen Wandelfähigkeit. Auch das. Alles durchaus plausible Erklärungsansätze. Besonders für eine Band, die quasi als One-Hit-Wonder einige Aufmerksamkeit generiert, dann aber den Anschluss verloren hat.
Äußerst ungünstig waren ja schon die Anfänge: Der Smash-Hit ein Promostück für ein deutsches koffein- und zuckerhaltiges Erfrischungsgetränk mit Retro-Flair, der nicht als Prototyp des restlichen Oeuvres der Band zu werten war - was viele ihm wohl gesonnene Rezipienten sicherlich erwarteten, im Gegensatz zu den Rockabilly-Tunes die ihrerseits einen wohl gesonnenen Rezipienten erwarteten - und gleichzeitig als Soundalike eines in den 1960ern erfolgreichen Songs lediglich eine mehr oder minder gut gelungene Kopie darstellte.
Schon die Historie des mit der Ursprungsmelodie erfolgreichsten Interpreten Chris Montez wirkt - bezüglich des neuen Albums von The Flames - wie ein sybillinischer Blick in die Zukunft: Der Sage nach soll John Lennon (Beatles-Mastermind und Friedensaktivist!), Montez in einem Pub ein Glas Bier über den Kopf geschüttet haben. Die Geschichte hat ja bekanntlich die Tendenz, sich zyklisch zu wiederholen. Daher sollten sich The Flames vor der Retribution aktueller Nachfahren der Fab Four in Acht nehmen, die sie ganz schnell nass machen könnten. Und werden.
Denn die zwölf auf die neue Scheibe gepressten Tracks, kommen einem alle vor wie schon mal gehört. Nur in schlechter. Besonders auffällig die Singleauskopplung „Lunatic Dreams", die mehr als auffällig an die schottischen Kollegen Franz Ferdinand erinnert, zumal ein Song auf deren grandiosem neuen Werk lustiger- (oder eher peinlicher-) weise auch noch „Lucid Dreams" benannt ist. Egal ob Britpop oder Schwedenrock: Alles war schon mal da, und kollektiv auch besser.
Rockabilly ist kein „Crowd Pleaser", keine massenkompatible Einheitsware und daher auch seltenst ein kommerzieller Erfolg. Will man sich ernähren können, muss man sich manchmal prostituieren oder zumindest mit der Masse schwimmen. Das ist wohl auch bei The Flames angekommen. Ins Fahrwasser der derzeit angesagten Indiepop/-rock-Welle zu köpfen, hat sicherlich System. Dies jedoch rein plagiativ zu versuchen, zeugt von der Unterschätzung des Publikums. Genauso wenig wie die billige deutsche Kopie eines erfolgreichen amerikanischen TV-Formats (man erinnere sich an „KTI - Menschen lügen, Beweise nicht", das vom ausstrahlenden Sender RTL II nach kurzer Zeit wegen katastrophaler Quoten abgesetzt wurde; hier ist zwar nur ein Making-Of zu sehen, was aber eindeutige Hinweise darauf geben sollte, was adaptiert werden sollte, will oder braucht das Publikum noch mehr und qualitativ schlechtere Soundalikes populärer Vertreter des Britpop.
So sollte die Band auch davor zurückscheuen ihren Namen in Leuchtschrift zu verewigen, denn sollte ein bestimmter Buchstabe einmal ausfallen, könnte das schnell als weiteres sybillinisches Omen auf ihrem Werdegang gewertet werden.
Erscheinung: 03.04.2009
Label: R.D.S.
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