...And You Will Know Us By The Trail Of Dead - The Century of Self

album cover The Century of SelfDer gern genommene Weg: Vertrag beim Majorlabel, Unzufriedenheit, wieder zurück zum Indielabel, darauf der kreative Befreiungsschlag. Hört man sich Worlds Apart und So Divided an, so scheinen Zweifel angebracht, ob danach noch eine kreative Steigerung möglich ist. Ehrlich: Nein, mit The Century of Self geht's nicht noch höher hinaus. Aber anders weiter. 

Los geht's (wie immer) mit einem opulenten Intro: "Giants Causeway" eröffnet The Century of Self gewohnt epochal, laut, gigantisch. Und gibt den Sound für die folgenden über 50 Minuten vor. Krachig geht es zur Sache, live eingespielt und ohne Clicktrack, mit allen Folgeerscheinungen wie dreckigem Sound und leichten Temposchwankungen bei den wieder regelmäßig zelebrierten Rhythmuswechseln.
Pop ist im Trail of Dead-Kosmos wieder auf dem Rückmarsch, The Century of Self erinnert wieder zurück an ungestüm rockende Source Tags & Codes-Zeiten, kombiniert diese aber mit dem brilliant arrangierten Cinemascope-Sound-Wahnsinn von Worlds Apart und So Divided. Besonders ein Brecher wie "Isis Unveiled" offenbart unverschämtes Potential als Tanzflächenfüller in der Rockdisko...wenn der getragene, lange, zerrissene Mittelteil nicht wäre. Eine einfache Band werden Trail of Dead wohl nie mehr werden. Aber das ist auch gut so.
Leider kommen mit The Century of Self auch zum ersten Mal seit langer Zeit wieder schwächere (nicht schwache) Songs auf ein Album. "Pictures of an only Child", "Fields of Coal" und "Luna Park" in der Albummitte bremsen jedenfalls gehörig aus. Dafür holt "Ascension" die Kohlen wieder doppelt aus dem feuer. Der Mittelteil bleibt jedoch die (leichte) Schwäche dieser Platte.
Trotzdem lässt sich The Century of Self direkt hinter den beiden Meisterwerken Source Tags & Codes und Worlds Apart als Melange beider Stilrichtungen einordnen und dürfte damit auch garantiert in der ein oder anderen Jahres-Top-Ten mitmischen. Ein weiterer Schritt Richtung Bombast-Pop hätte Trail of Dead wohl auch nicht mehr gut getan.

Ach ja, Nachtrag: das mit Kugelschreiber von Conrad Keely selbst gestaltete Artwork ist verdammt weit vorne, die BonusDVD der limited edition mit Konzertaufnahme des 2008er Gigs im Düsseldorfer Zakk ebenfalls. Natürlich auch im Unruhr Popkultur-Shop zu bekommen.

Webseite: http://www.trailofdead.com/
Myspace: http://www.myspace.com/trailofdead