sand snowman „two way mirror“

sand snowman „two way mirror“asia-geist-vergangenheits-flashback-style-minigatefold: unergründliches blicken und die frage, welcher zusammenhang wohl bestehen möge, zwischen diesem bild und dem verlassen / vergessenem raum mit seinem durch die vergangenheit arg lädierten inneren...

geisterhaft, nicht zu fassen wie dieses cover, so ist auch die musik von sand snowman auf „two way mirror". nicht weil sie aetherisch im hintergrund gewoben würde oder sich hinter dunklen hallvorhängen verstecken würde. im gegenteil: die instrumentierung und ihre töne sind höchst konkret und die stimmen, oft im chor gesetzt (oder zumindest durch chor unterstützt) erst recht. was „two way mirror" so entrückt, ist die offen / ungewohnte / fast krude harmonieführung, eigenwillig, sich einer fassbarkeit fast ganz und einer vorhersehbarkeit völlig entziehend. und die orchestrierung: dadurch, dass akustische instrumente, besonders gitarren, im vordergrund stehen, pendelt der erste höreindruck zwischen (ernsthafterem) folk-appeal und barockmusik (mein eindruck bei so mancher melodieführung) und einer irgendwie jazz-auffassung (ohne solcher zu sein), hangelt sich dabei aber stets entlang der schmalen grenze zwischen experiment / offen und hörbar / format...

wie viel elektronik da zum teil im hintergrund werkelt und die atmosphäre stützt, wird dabei zunächst fast überhört, offenbart sich jedoch bestens spätestens im focussierten raum des kopfhörers: tieffrequente bassdrones, eingefadet, geräuschsamples (oder sind es extrem verfremdete instrumente?)... plus eine abmischung, die die im vordergrund stehenden instrumente sehr „original" und unverfälscht zeigt, mit mindestens einer hand am pan des stereofeldes jedoch ständig für kleine und kleinste aufmerker und irritationen sorgt, die die eigentliche stimmung von „two way mirror" noch auf subtiler ebene unterstützen / entstehen lassen / bedingen.

davon mal ganz ab, auch (oder besser: erst recht) was direkten musikalischen wahnsinn betrifft, kann sand snowman so manchen kollegen ins abseits stellen: #6, „mirrors", 8.23 minuten lang, beginnt als dunkler ambient, grollend und schabend, zunehmend mit gitarrenexperimenten überzogen, dann in eine art kammermusikalisches pianostück fallend, begleitet von ein paar resten des anfangs, umschwirrt von rückwärts-fragmenten, um plötzlich durch einen dub-bass und ebensolche drums angeschoben zu werden. mit rückwärtsvocals und ausklang piano solo... verrückt. und virtuos; collagenwahnsinn bei (in solcher mischung) höchstmöglicher homogenität... und dies ist nur EIN beispiel. die kombi # 7 und # 8, „riverrun" / „neurotic zoo", ist in dieser hinsicht auch nicht unüberraschend...

wegen ihrer sehr eigenen art von entrücktheit eine musik, die sich völlig verweigert, wenn die aufmerksamkeit von hörer und -in woanders ist; definitiv zum hören, sprich zum zu-hören, über kopfhörer oder boxen, aber nicht im auto oder sonst wo, wo auch mal tapete gefragt ist.


schöne grüsse

n


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