The Prodigy - Invaders Must Die

Invaders Must DieWenn eine Band, die einst in ihrem Genre zu den einflussreichsten zählte, nach über einem Jahrzehnt ihr neuestes gemeinsames Album veröffentlicht, ist die Erwartungshaltung zweifellos exorbitant und fast unmöglich zu bedienen. Und meistens gibt es zwei Fronten: die treuen Fans, die es nicht erwarten können, endlich wieder die musikalische Beziehung zu ihren Lieblingen weiterzuführen oder gar zu vertiefen und die Kritiker (womit nicht nur die professionelle Art gemeint sein soll), die nur darauf warten, das versuchte Comeback einer ehemals erfolgsverwöhnten Musikgruppe von vornherein als zum Scheitern verurteilt abzustempeln.

Zweifellos ist es auch bei The Prodigy nicht anders. Zwölf Jahre nach ihrem Chart- und Verkaufserfolg „Fat Of The Land" ist letzte Woche ihr neuer Versuch erschienen, wieder ganz vorne mitzuspielen im Musikbiz. Nachdem Liam Howlett, musikalischer Kopf des Projekts, 2004 ohne Beteiligung der vormaligen Mitstreiter Keith Flint und Maxim Reality, das Album „Always Outnumbered, Never Outgunned" im Alleingang herausbrachte, womit er jedoch kläglich scheiterte, soll nun an die fetten Zeiten angeknüpft werden.

Tatsächlich erinnern einige der Tracks auf „Invaders Must Die" verdächtig an Knaller wie „Breathe" oder „Firestarter", allein fehlt den meisten das gewisse Etwas, um als würdige Nachfolger dieser Hits gelten zu dürfen. Auf „Fat Of The Land" war einfach jeder Song scheißgeil (pardon my French, aber besser kann man die Lieder nicht beschreiben). Das Album war von vorne bis hinten stringent, ohne langweilig und vorhersehbar zu wirken, jeder Song war charakteristisch und einzigartig, so dass kein zäher Einheitsbrei entstand.

Das war eher noch bei seinem Vorgänger „Music For The Jilted Generation" der Fall, der mit nur zwei Knallersongs aufwarten konnte („Poison" und „No Good"), die bezeichnenderweise bereits in die Richtung wiesen, in der man an der nächsten Kreuzung auf „Diesel Power" oder „Serial Thrilla" traf.

Bei dem Nachfolger „Always Outnumbered, Never Outgunned" wiederum erwartete den Zuhörer ein wildes Sammelsurium aus Beats und Sounds, das in zu viele verschiedene Richtungen zerrte und schmerzhaft den roten Faden vermissen ließ. Liam Howletts Plan war es eigentlich The Prodigy neu zu erfinden, aber wie heißt es so schön: Never change a winning team. Ohne die rotzig-gleichgültigen Vokals des crazy Motherfucker Keith Flint und die Soundstrukturen von Maxim Reality wollte der Funke nicht so recht zünden und verfügte „AONO" über zu wenig Wiedererkennungswert.

Doch wo stehen die drei Wunderkinder heute? Irgendwo zwischen ihrem Erstling „Experience", dem anarchischen und noch rohen Selbsterfahrungstrip, und dem reifen, variantenreicheren „Fat Of The Land".

Der Einstiegs- und Titeltrack reißt den Rezipienten in einen Mahlstrom aus knallenden Beats und vibrierenden Sounds. Mit „Omen" (neben „Colours" einem der besten Lieder des Albums, die fast an die Genialität eines „Firestarter" herankommen) haben sicherlich auch Freunde von ebenso durchgeknallten musikalischen Bastards wie Mindless Self Indulgence ihre wahre Freude, besonders, da der eröffnende Atarisound fast identisch ist mit dem auf deren Track „Straight To Video".

Ansonsten gehen die Lieder gut ins Ohr und haben durchaus Potential auch auf der Tanzfläche und ein genreübergreifendes Publikum mitzureißen, wie es bereits bei ihrem erfolgreichsten Album der Fall war, was einen kommerziellen Erfolg durchaus erwarten lassen kann. Der letzte Song auf dem Album „Stand Up" kann als augenzwinkernde Referenz auf Rave-Bands aus der Madchester-Ecke verstanden werden, fühlt man sich doch extrem an Primal Scream und Konsorten erinnert.

Fazit: keine große Enttäuschung, aber auch nicht die Neuerfindung des Prodigy-Sounds.

Die Tour zum Album (die aber leider schon restlos ausverkauft ist) gibt's in folgenden Städten:

02.03.09 - BERLIN - Huxley's
03.03.09 - KÖLN - E-Werk
06.03.09 - MÜNCHEN - Tonhalle
08.03.09 - A-WIEN - Gasometer
09.03.09 - CH-ZÜRICH - Maag Event Hall

Erscheinung: 20.02.2009
Label: Universal
Kaufen im unruhr Popkulturshop
http://www.theprodigy.co.uk/
http://www.invadersmustdie.de/