Ich saß im Flieger mit Uffie.. |
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Nachdem in den letzten Jahren auf dem französischen Markt verstärkt Sampler mit der Ausrichtung auf Black Music / Soul Obskuritäten erschienen sind, kehrt das Label Born Bad Records mal vor der eigenen Tür.
Ich möchte mich bei der Besprechung doch ein wenig an einen Standard halten um zu informieren, was den Hörer überhaupt erwartet. Einige Interpreten sind zum Teil doch recht unbekannt, um nicht zu sagen obskur und haben es meines Wissens nach auch die letzten 25 Jahre nicht geschafft, in das globale Preisgefälle der 1. ep von Polyphonic Size oder Irgendwas von Le Travo, aufzusteigen.
Der Anfang wird gemacht mit A Trois De Les WC und „Contagion". Eine eher aggressive Nummer mit leichten Charles De Goal Vocal Anleihen. Act mit „Ping Pong" wirken auf dem Ausschnitt im CD Booklet eher wie Depeche Mode, musikalisch sind sie dann auch recht belanglos, wie der Titel ihres Stückes schon suggeriert. Les Visiteurs wirken sehr klassisch französisch, ein wenig treibender Beat mit hübschem analogen Drum Computer. Sehr charming ihr, trotz offizieller Veröffentlichung, authentisch wirkender Kassettensound. Vox: Die haben wieder ein wenig aggressivere Stimmung, besonders bei den Vocals, der Hintergrund wird von einem lustigen Keyboard getragen. Comix sind so wie man es sich nur wünscht. Die Musik ist treibend, sehr locker und macht wirklich Spaß. Um im dementsprechenden Jargon zu bleiben „Es geht wirklich ab", auch dadurch, dass sich die Vocals scheinbar zwei Jungen teilen. Vor allem wenn gegen Ende das typische französische Luder mit im Hintergrund kickst. TGV zeigen mit „20 H 25", dass auch in Frankreich im Indiebereich sehr viel verschlafen worden ist. Die Nummer ist von der Atmosphäre der ganzen musikalischen Entourage von Polyphonic Size zuzuordnen. Wirklich auch sehr gut. Danach CKC, enttäuschen auf ganzer Front. Zwar haben sie zu Anfang noch hübsch an den Vocals herummoduliert, aber die Nummer bleibt doch recht monoton im Sinn von langweilig. Das wahrscheinliche Foto von ihnen im Booklet zeigt vier Leute, was sie alle in der Band machen ist fraglich. Es fehlt einfach an Einfallsreichtum. Marie Möör zeigt dann aber allen wo der Hammer hängt. Sie ist aus Nizza, im Booklet zeigt sie sich schon oben ohne. Sie weiß also wie es geht! Eine Elektronummer mit leicht nöligem Saxophon und sehr guten Vocals. „It´s a pretty day to die", besonders für Uffie, falls sie diese Nummer mal hören sollte. Ein echtes Luder, die Lio schon seinerzeit wie eine alte Dame hatte wirken lassen.
In dieser Kritik komme ich natürlich nicht darum, den Namen der ultimativen Götter von Mathematiques Modernes fallen zu lassen. Sie haben wohl mehr als nur Pate bei Deux gestanden. „Game and performance" ist ihre Anweisung an den Hörer. Sehr minimal mit Frau/Mann Vocals und dem gleichen unterkühlten Habitus der besagten nächtlichen Besucher. Super. Ruth hält sich am damaligen französischem Standard fest, mehr als alle Beteiligten. Der Track könnte von Jacno stammen, sehr minimalistisch und dazu noch irgendwas von Polaroids, vorgetragen von einer Frau. Eigentlich ein Sureshot, aber die Instrumentierung wirkt doch ein bisschen lahm. Vitor Hublot drehen dann, wie man es von der damaligen Zeit auch aus Deutschland kennt, total auf. Ein Mädel beginnt völlig gegen eine Melodie zu singen, dann folgen mehrere Stilwechsel, einer endet auch im Chanson. Das ganze wirkt irgendwie sehr verquert arrangiert, aber wen hat das seinerzeit interessiert? Darum ging es wohl auch nie. Visible wirken gegen Ende nur noch gefällig, nicht nur auf diesem Sampler hat man das schon alles gehört. Zum Ende hin nur noch Casino, auch ein wenig schräg, maybe like Telephone, auf jeden Fall unterhaltsamer als die Vorgänger Band. Das Ende wird bestritten von Busy P., der Track ist nur als Bonus Track auf der lizenzierten US Version von Everloving Records. Ein Track, im Original auf Ed Banger erschienen, den niemand wirklich braucht, lediglich ein Füller, ein Instrumental. Das Stück besitzt nicht annähernd den Charme des schlechtesten Tracks dieser Compilation. Zweifel sind angebracht, ob das US Label die wirkliche Schönheit in den originalen Tracks erkennt, nimmt es doch solch eine Nummer als Bonus Track.
Bedauerlich ist dazu der Gedanke, ob es beliebt oder nicht, dass man Artists von Ed Banger mit ihren, zum großen Teil, doch recht belanglosen/langweiligen Tracks in der Tradition von besagten Mathematiques Modernes, Jacno und Co. sehen muss.
Unterm Strich, falls einige Franc übrig sind, kaufen. Zum Anschauen und Spaß haben:
Erscheinung: 2008
Label: Frankreich / Born Bad Records USA / Everloving Eve
Kaufen im unruhr-Popkulturshop
www.myspace.com/bipppp
www.myspace.com/bornbadrecords
Und zum weinen
Au revoir
Morton