Apoptygma Berzerk - Rocket Science

Apoptygma Berzerk - Rocket Science20 Jahre: Mauerfall, ProSieben, Love Parade, The Simpsons, Apoptygma Berzerk. Ist das wirklich schon so lange her? Time flies like an arrow, fruit flies like banana. Oder anders ausgedrückt: unglaublich, aber wahr! Manche Dinge überdauern, werden Teil des Alltags und entwickeln sich stets weiter. Unterschiedlich ist alleine die Richtung.

Während die Wiedervereinigung richtungstechnisch zwei Tendenzen aufweist (jeder fünfte Bundesbürger will die Mauer zurück), so geht es mit dem Privatfernsehen definitiv bergab, und ob die Love Parade noch so lange durchhalten wird, wo sie dieses Jahr aufgrund von Platzangst komplett ausfällt, ist auch fraglich. Als einzige Konstanten in obiger Aufzählung erscheinen eine amerikanische Zeichentrickserie und ein norwegisches Musikprojekt.

Grund genug, um einmal einen Vergleich zwischen beiden anzustrengen. Wie haben sie sich  seit ihren Anfängen entwickelt bezüglich ihrer Technik, charakteristischen Elemente und Aussage? War die Entwicklung zyklisch, antizyklisch oder linear?

Während die Simpsons in die 19. Staffel gegangen sind, haben Apoptygma Berzerk gerade ihr 19. Erzeugnis veröffentlicht (zählt man die Remastered und Limited Editions, EP und Demo Tapes mit). Die Animation der Serie hat sich über die Jahre technisch wesentlich verbessert, wurde feingetunt und hat das Krude ihrer Anfangsjahre hinter sich gelassen. „Rocket Science" ist handwerklich vergleichbar solide, wie die neuesten Folgen der Animationsserie. Es ist ähnlich massengeschmackstauglich, spricht gleichfalls ein äußerst breit gefächertes Publikum an und verbindet die verschiedensten Genres. Wo sich bei den Simpsons Elemente von Action, Drama, Mystery und Lovestory finden, setzt sich das Album aus Alternative Rock im Placebo-Stil über New Order-New Wave bis zu Depeche Modschem Synthie-Pop zusammen. Für (fast) jeden Musikliebhaber ist etwas dabei. Allein Anhänger der Electronic Body Music mit ihren Untergruppen Dark oder Hardcore dürften ob der „Verweichlichung" dieses Genres nicht zu Fans des Albums werden, was aber bereits durch das Schisma aufgrund der Entwicklung des Future Pop Mitte der 1990er Jahre keiner weiteren Erklärung bedarf (ähnlich wie die Trickserie in den USA auf konservativer Seite wegen des von ihr repräsentierten Familienmodells auf wenig Gegenliebe stößt).

Wo die verschiedenen Episoden der Fernsehserie autonome Einzelteile darstellen, bauen die Produktionen der Band allerdings aufeinander auf und lassen eine Entwicklung von einer stärkeren Verwendung von Elektro-, Trance- und Techno-Elementen in den Anfängen zu einem rockigeren und gitarrenlastigeren Einfluss bei den letzten Studioalben erkennen. Diese Tendenz, die bereits beim Vorgänger „You And Me Against The World" ihren Anfang genommen hat, wird mit dem aktuellen Album konsequent weiterverfolgt, wobei dieses als exemplarisch für die musikalische Entwicklung der Band gewertet werden kann. Denn auch auf dem Longplayer vollziehen die Songs eine chronologische Entwicklung von elektro- bis gitarrenlastig nach.

Wie die Simpsons will auch „Rocket Science" gesellschaftskritisch sein. Doch anders als die Serie, die subversiv und nicht moralisierend vorgeht, sind die Songtexte leider allzu offensichtlich und wenig subtil geraten.

Fazit: Sowohl die gelben Männchen als auch die neuesten Songs von Apoptygma Berzerk machen Spaß und sind unterhaltsam (bei Letzteren sollte man allerdings keinen allzu hohen Anspruch an den textlichen Inhalt stellen), bedienen ein recht großes Geschmacksspektrum (wobei das Album für meinen etwas zu eingängig ist und - den Bonustrack ausgenommen - mit keinen besonderen Highlights aufwartet) und versprechen daher (auch weiterhin) erfolgreich zu sein.

Homer, Marge, Bart, Lisa und Maggie gibt's nur in der Glotze, Stephan L. Groth und seine Mannen dagegen hier zum Anfassen:

03.02. Augsburg, Spectrum
04.02. Krefeld, Kulturfabrik
05.02. Hamburg, Markthalle
06.02. Bremen, Schlachthof
07.02. Karlsruhe, Substage
08.02. Stuttgart, Longhorn
10.02. Hannover, Capitol
11.02. Bielefeld, Ringlokschuppen
12.02. Köln, Live Music Hall
14.02. Erfurt, Stadtgarten
15.02. Berlin, Columbiaclub
17.02. Mainz, KUZ
18.02. Heidelberg, Halle 02
22.02. München, New Backstage
25.02. Nürnberg, Hirsch
26.02. Aschaffenburg, Colos-Saal
27.02. Dresden, Reithalle
28.02. Magdeburg, Factory


Erscheinung: 2009
Label: Sony Music
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http://www.apoptygmaberzerk.de/

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