Eine der ersten Platten von Boris Gott, das Vordebüt „Lieder
aus der Nordstadt", war noch vollständig hausgemacht. Akustische
Gitarre und Gesang, ganz im Stile eines Singer-Songwriters. Mit seinem
richtigen Debüt legt Gott produktionstechnisch und instrumentell ein
paar Gebote zu und postuliert das Bukowski Land, in dem es folgerichtig
um Drogen, Sex, Gewalt, soziale Unterdrückung und allerlei
randgesellschaftliche Albträume gehen sollte. Ganz so schlimm kommt es
aber nicht, was schade ist.
Denn in der von Gott vielfach besungenen Dortmunder Nordstadt, aber sicher auch in der heuchlerischen Gutwelt der Südstadt, dürften Hartz IV und die gepflegte Liebesdepression noch zu den harmloseren Problemen gehören. Es wird einem also niemals so richtig übel. Dafür sind Gotts Stücke auch zu gut gemachter Pop mit gefälligen Melodien und gelegentlichen Mitsingreimen. Genremäßig wandelt es zwischen Rock, Blues, Country und manchmal auch recht quietschigem Pop, wie etwa in Acapulco, das mit Zeilen wie „in Acapulco wird mein Dickdarm wieder froh" doch gefährlich nah an einen Karnevalsschlager heranreicht. Ein kleiner Ausrutscher.
Denn Gott ist durchaus ein guter Songwriter, der sich sicher in den kompositorischen Gefilden der Popkultur bedient. Doch mit der aufwändigeren Instrumentierung ist auch so ein wenig das Authentische verloren gegangen. Und so passen der Titel „Bukowski Land" und die Soundanmutung der Platte nicht so recht zusammen.
Wer jedoch den neuen deutschen Pop sucht, der sich im Wortspielsurfen an den Strand tragen lässt, der ist bei Boris Gott gut aufgehoben und kann kaufen. Und live ist Gott allemal einen Kirchgang wert. Wer tatsächliche Abgründe sucht, sollte allerdings weiterhin Bukowski lesen.
Kleine Tour:
08.11.07 HAMMINKELN, Rockschule
09.11.07 BRILON, Kump
10.11.07 DORTMUND, Subrosa (mit PETER PANK & ANN KRISS)
11.11.07 MENDEN, Cafe O.
17.11.07 NEHEIM HÜSTEN, ProBiers (mit PETER PANK & ANN KRISS)