20110710


Geschichten aus der Todeszelle

»Wärter ...!«
Ich will und kann es nicht lassen. Meine Todeszelle, what for Helle. Der Friedrich hat sich auf mein Bett gesetzt. Mein Himmelbett. Kein Himmelbett, kein Baldachin, nur eine OBERE ETAGE, ein Oberbett, Etagenbett, in dem der Friedrich schläft, ich komm da nicht hoch. Zu schlafen hat, ab jetzt, der tote Mann, der mich anstiert, »meine Eier!« sagt und sich kaum beruhigen kann.

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20110630


Geschichten aus der Todeszelle


»Wärter ...!«
Die Nymphalidendame schlägt mit der Kerzenwachsfaust vor die Stahltür. Stahltür. Stahl. Das süße Leben vorbei.
»Das heißt 'Pfleger', oder 'Schwester' ...«, klärt sie der Mann im Rollstuhl auf.
Die schwere Tür öffnet sich filmreif.
»Das heißt 'Wärter'!«, klärt ihn die Frau mit der Glatze auf.
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haus aus pappe

fr papphauser verliebte sich in das schüchternste mädchen der klasse. sie, die schüchterne, hatte ein kleines haus auf einer großen wiese außerhalb der stadt. manchmal hat sie uns davon erzählt; nicht viel, aber es reichte, um neugierig zu werden. bald darauf erzählte sie uns, dass sie jetzt dort zusammen lebten, in diesem kleinen papphaus wie sie es liebevoll nannte. ich ging also hin. dort vor ihrer tür, überall dieses dicke schwere grün. ich klingelte. sie öffnete schnell; ich hinein, schwer vom grün, ziemlich angeschlagen. aber sie lächelte, ging vor, winkte mich einladend weiter. ich folgte ihr stumm. am ende eines schmalen flurs ließ ich mich einfach in einen dicken sessel fallen.

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20110620

 


Geschichten aus der Todeszelle

»Lass uns Adorno buchen ... eeeh besuchen!« (ich)
Die Nymphalidendame lacht.
Dabei ist der Mann im Rollstuhl wieder nüchtern. Nur übermüdet, nach DER Nacht. (Nicht das was DU denkst, Leser!)
»Oder, noch besser, mach mir den Friedrich wieder lebendig.«
Und: »Kannst du das?«
»Meinst du, nur weil wir unsterblich sind, können wir ALLES?«
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Schmetterlinge am Fluß

In ungeregelten Abständen an dieser Stelle Geschichten aus Emschau, Emschau an der Emscher, Geschichten aus der Stadt, wie sie jeder kennt ...
Wer kennt alle Städte im sogenannten Ruhrgebiet? Und wer kennt Emschau? Emschau a.d. Emscher (wie der Name schon vermuten lässt), ein idealruhrgebietstypischer Siedlungsbrei ohne Anfang und ohne Ende, grenzenlos provinziell, ein hundsgewöhnliches Dingenskirchen zwischen Bochum, Dortmund und Castrop-Rauxel, ganz bestimmt KEINE RuhrSTADT, höchstens eine UNRUHRstadt, auch wenn hier "Nymphalidae" verlegt wurde, man sich also nicht bloß metropol, sondern gleich richtig interstellar gibt; aber der Bahnhof über der immer noch einbetonierten Abwasserkloake, die der Stadt den Namen gibt, und der zur Investitionsruine verkommene zweite Rathausturm (Emschau grüßt New York!) sprechen für sich; wenn es auch echte Highlights gibt: wie den riesigen Chemie-Hafen und den wirklich wunderbar unchristlichen Emscherdom.
Heute ein Kapitel aus dem Roman "Kinder von Nymph", dem zweiten Buch der Nymphalidae-Trilogie:

 

Frühnebel, der nach altem Obst roch, und ein grundloses Gefühl, heulen zu müssen. Christopher sprang aus dem Bett, so hastig, dass er beinahe über die Schreibmaschine gestolpert wäre. Sein Fenster ging zur Emscher raus, vielmehr zum Emscherdeich, der an den Garten grenzte.
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