dirk serries microphonics „resolution heart“

DirkSerriesMicrophonicsResolutionHeart klein„this is the end. play louder.“

kurz und knapp und eindeutig. ein weiteres projekt von dirk serries wird beendet. ganz bewusst, mit ansage und trotzdem wieder einmal überraschend: microphonics, entstanden in der endphase seines ersten post-vidnaobmana projekts fear falls burning, schien bisher so etwas wie „das“ solo-projekt von dirk serries zu sein; obwohl oder gerade weil es im laufe der zeit so viele mutationen durchlaufen hat. und auch, weil es nie kollaborationen von microphonics mit anderen gab.

im beginn von 2008 das debüt als meditativ-rollende soundscapes, viel reduzierter und intimer als das zu diesem zeitpunkt schon zum fast-rock-projekt gewordene fear falls burning und von der atmosphäre ätherischer, auch weniger düster. dann die serie der live-12“, noch reduzierter, asketischer, langsamer; fast wie eine tatsächliche meditation. nach der diese haltung subtil erweiternden 10“ dann die überraschung: „mounting among the waves, there's a light in vein. the burden of hope across thousands of rivers“, das zweite album, im vergleich zum zu diesem zeitpunkt schon 5 jahre zurückliegenden debüt fast wie eine musikalische explosion; mit erweitertem instrumentarium (der computer, auch live, als ergänzendes instrument) und kompositionen, die nicht mehr auf die bewusste statik der bisherigen stücke setzten, sondern in harmoniefolge und dynamikaufbau jedes einzelne der vier stücke geradezu vehement nach vorn schiebt. der kontast zum vorherigen könnte kaum größer sein; mit einem abstand von 5 jahren zum debüt und einer vö-lücke von 2 jahren zum letzten als „microphonics“ benannten output fast so etwas wie eine neuerfindung des projekts... auch wenn, soundtechnisch, durch die gitarre als das hauptinstrument, besonders aber auch in sachen harmonierführung der zusammenhang zur vergangenheit zu keiner zeit wirklich unterbrochen wurde.
im weiteren schien dirk serries microphonics (vermutet: auch wieder ganz bewusst) dann aber trotzdem ein weiteres mal auf die hinteren plätze der prioritätenliste verschoben zu haben; mit blick auf die bis zu diesem zeitpunkt gelaufenen vö-intervalle ein tendenziell durchaus gewohntes bild. statt dessen die konzentration auf zwei ganz andere bereiche: ganz neu die entdeckung freier improvisation im ensemblespiel (stichwort: new wave of jazz) und gleichzeitig die transformation von vidnaobmana haltungen zur umsetzung mit hilfe des aktuellen instrumentariums; als „streams of consciousness“, wenig später unter dem eigenen namen. plus eine ganze fülle von weiteren kollaborationen.
dann zum ende von 2016 also jetzt das abschließende kapitel von microphonics: „resolution heart“. ein album, das, aus welchem grund auch immer, genau den gleichen titel trägt wie die fast unauffällig vorher veröffentlichte 7“, veröffentlicht unter dem namen dirk serries, zusammen mit justin k. broadrick... eine 7“, die sogar explizit als präludium zum album benannt wurde. auf der das gleiche zitat von la-otse steht wie jetzt auf der lp. aber eben an keiner stelle microphonics...

„resolution heart“ also, das dritte und letzte album, das durch eine einzige, dann wohl auch letzte microphonics live-show zum releasetag gefeatured wird, ist vom soundbild zunächst tatsächlich so etwas wie die fortsetzung des mit „mounting among the waves, there's a light in vein. the burden of hope across thousands of rivers“ erreichten: gitarrenschichten in vielfacher überlagerung plus den auf diesem zweiten album eingeführten zusätzlichen, intensivst bearbeiteten gitarren, die dann wie tiefbässe fast rein elektronischer quelle klingen. jenseits vom reinen sound, in den kompositionen will „resolution heart“ aber zu keiner zeit die auf dem zweiten album omnipräsente schubkraft wiederaufleben lassen; haben stücke von damals wie z.b. „the burden of hope“ trotz ihrer anlage ohne jede offensichtliche rhythmik allein über die „basslinien“, ihre harmonische und (dann doch irgendwie) rhythmische setzung die hörer fast wortwörtlich (und im vergleich zu der davor liegenden ep serie sowieso) in den hintern getreten, eine bei dieser art von musik nur selten erlebbare konkretheit oder besser eindeutigkeit bewiesen, ist das vergleichbare material auf „resolution heart“ viel flächiger angelegt: in erster linie als subfrequenzunterstützung der unzahl (mikro-) melodieführender schichten im vordergrund des hörbilds. „resolution heart“ ist dadurch im höreindruck weit weniger aggressiv als ihr vorgänger und spielt mit laufender spielzeit den hörern zunehmend den streich, sich scheinbar völlig von seinen eigentlichen klangquellen und deren ästhetik zu lösen. sprich: auf dem cover sind die benutzten instrumente natürlich wieder benannt, neben der gitarre als zentraler quelle sind das noch elektrische violine und fender rhodes, spätestens das abschließende stück „deprivation of heart“ aber scheint statt dessen mit (wald) hörnern, streichern etc. eingespielt, so verblüffend orchestral / akustisch klingt das ganze. und so orchestral ist es auch kompositorisch, in den harmoniesetzungen angelegt. vielleicht auch ein folge seiner erneuten beschäftigung mit vidnaobmana haltungen? in jedem fall: ein wahrhaft symphonischer projektabschluss.

schöne grüße

N

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