Mark Berube - June in Siberia

berube_siberiaJemand wie Mark Berube, der Freunden einige Zeilen Jacques Brel auf den AB zitiert, ist entweder verstrahlt oder Poet. Mark Berube ist Geschichtenerzähler und damit ersterem nicht unverdächtig, doch letzterem verwandter.

Es sind meist kurze Alltagsgeschichten, die der Kanadier in lyrische Form bringt und deshalb Vergleiche mit seinem großen Landsmann Leonard Cohen nicht vermeiden kann. Wenn die ersten Songs von „June in Siberia“ sanft aber eindringlich aus den Boxen drängen, erscheint auch ein Vergleich mit Tom Waits nicht abwegig. Zwar klingt Berube nicht wie ein Sack rostiger Nägel und singt mehr und besser als der Kalifornier. Doch die Art, Geschichten zu erzählen, ist dann und wann vielleicht auch von Waits inspiriert.

Musikalisch setzt Berube und seine Band The Patriotic Few fast komplett auf Akustik. Mit Bass, Schlagzeug, Cello und Piano werden die Songs in Szene gesetzt. Mit gezogenem Stecker klingt es trotzdem nie unzeitgemäß. Vielleicht weil Folk trotz sechs Jahrzehnten Rockmusik seine Form und seine Bedeutung für das Geschichtenerzählen bewahrt hat. Mark verzichtet durchgängig auf gewohnte Songstrukturen aus Strophe und Refrain. Er gönnt uns keinen Chorus und keine Hookline. Die zwölf Songs des Albums eignen sich dadurch eher nicht zum Singen unter der Dusche, sind aber dennoch eingängig oder zumindest nicht sperrig. Das ist durchaus Material für ein Wohnzimmerkonzert!

“June in Siberia“ ist nun schon das vierte Soloalbum von Mark Berube und im letzten Jahr bereits in Kanada und der Schweiz erschienen. Berücksichtigt man ferner die beiden erschienen EPs und die beiden Alben mit The Fugitives ist das ein beachtliches kreatives Potential, welches der Kanadier an den Tag legt. Freundet man sich also mit dem sibirischen Sommer an, besteht ausreichend Gelegenheit sich weiter mit Mark Berube zu beschäftigen.

 

Erscheinung: 2012 (17.08.)
Label: Global Records
www.markberube.com