Wäre Pathos flüssig, drohte ein durch Lautsprecher verursachter Wasserschaden.
Zieht man das Cover hinzu, muss man vermuten, hier hält sich jemand für den musikalischen Heiland. Den musikalischen Heiland? „Höre nicht meiner Musik zu, höre auf meine Botschaft, schwinge zu meiner Musik, lass unsere Träume sich verschmelzen und unsere Energien sich ergießen in einer gigantischen blauen Welle, die die Welt flutet - dann wird die Wahrheit ans Licht kommen“, erklärt der französische Seelenretter.
Der Erlöser mit dem Schmalzsynthie ertränkt uns, nein tauft uns in monströsen Klängen, die nach E-Räucherstäbchen verlangen. Das ist Musik für alle, die die Befreiung des Geistes und die sexuelle Revolution verpasst haben. So mystisch-mysteriös wie das gesamte Album ist auch Telliers Aussage, Inspirationen für das Werk seien Michael Jackson und George Michael gewesen. Nur weil Stücke wie „Cochon Ville“ und „Against the law“ wie Kirchendisco klingen?
Ich tue mich schwer, „My god is blue“ ernst zu nehmen. Das liegt vermutlich an meinem zerknirschten Ich. Und Jesus haben wir schließlich auch fälschlicherweise ans Kreuz genagelt. Darüber werde ich nächste Woche mit meiner Therapeutin reden.
Erscheinung: 2012 (08.06.)
Label: Record Makers
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