Till von Sein - #LTD

sein0001Soll uns der Titel der CD - Sein Ltd - an die Endlichkeit unseres Lebens erinnern? Dass wir diese CD besser kaufen bevor es zu spät? Jetzt?

 

Ja! Denn mit Gegenargumenten, „#LTD“ nicht zu kaufen, tut man sich schwer. Es sei denn, man hegt das gepflegte Vorurteil, House sei sowieso nur intensive Belanglosigkeit.

Das Debütalbum des Berliners Till von Sein macht einen gänzlich anderen Eindruck. Natürlich befinden sich auf „#LTD“ Stücke wie „Mondays“ oder „Sumthing good“, die wahrlich nur House-Insider begeistern werden. Doch überwiegend weckt Sein Interesse. Wenn das schwebende Intro mit Fetzen von Fender Rhodes sacht in die Flächen des Titeltracks übergeht und anschließend von soulhaften Samples abgelöst wird, hat Till von Sein bereits viele auf seine Seite gezogen. Das ist die Passage, die Andreas Richter im Promotext sehr treffend als „erregend subtil“ beschreibt.

Überhaupt ist Sein offensichtlich in den Anfängen des House verhaftet und spickt seine Sounds immer wieder mit analogen Krams und Samples wie Mama den Rehrücken mit Speck. So verbreitet das Saxophon bei „Out of love“ echten Soul-Vibe, die Mundharmonika in „Biloxi Jam“ hat den Blues und beim wackligen Piano in „Neptune“ sagt die Seele leise seufzend „hach“.

Das ganze Album erinnert an einen guten DJ-Set, was nicht wundert, ist das doch seit langen Jahren der Broterwerb des Berliners. Von Sein schafft es, in feiner Ausgewogenheit breite Flächen und dicke Beats zu tarieren. Hier verschmilzt jemand hochgradig coole Tanzmusik mit Opas Kofferradio, und schenkt uns Globalisierten eine wenig Nestwärme, wo man sie gar nicht erwartet. So entsteht das wahrscheinlich „soulhaftigste Nicht-Soul-Album“.

Ja! Kaufen, bevor es zu spät ist.

 

Erscheinung: 2011(28.10.)
Label: Suol
www.myspace.com/tillvonsein
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