Der Sender Karlshorst funkt schon länger. Jetzt endlich auch auf hier. Der Hype um den Muskelbullen im Hans-Albers-Look hat sich etwas gelegt, das Indiefeuilleton hat seine Freakshow beendet und auch Alfred Hilsberg muss mit anderen Wodka trinken. Rummelsnuff hat ZickZack verlassen und veröffentlicht sein zweites Album "Sender Karlshorst" beim Elektro-Label Out Of Line. Ein Zeichen? Weg vom Hipstergeblitze zurück zu den EBM-Wurzeln? Bei der Single "Freier Fall" (inklusive Leather Strip-Remix von "Der Heizer") könnte man dies fast meinen, passt der Song mit seinen Industrial-Metal-Gitarren und den pathetischen Synthies definitiv besser aufs M'era Luna als aufs Melt!. Aber Rummelsnuffs lässt sich mit seinen EBM-Hymnen in Verbindung mit grotesk übersteigertem Männlichkeitswahn, Testosteron und Sportskameradentum sowieso in kein Genre einordnen. Zu eigenständig und bizarr ist Rummesnuff: DAF, Laibach mit Schlager, Shanthy und Barry Manilow mischen? Kein Problem. Manilows "Mandy" schmettert er so brutal-sehnsuchtsvoll und sequenzerratternd, dass einem ganz anders wird und man sich mitten drin im Bärchennahkampf fühlt.
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Rummelsnuff - Freier Fall
Ansonsten gibt es auf dem Album diesmal etwas weniger Seefahrt dafür mehr Sowjetromantik ("Stalinallee", "Wolgastrom"), Harte Kerle ("Winterlied") und Sport ("Boxerlied", "Pumper") inklusive einer der besten Fußball-Hymnen ever: Bei der "Der Sieg ist Pflicht" wird Fußball noch richtig gekämpft, fast ein wenig gerumpelt, aber mit Siegeswille und vollem Einsatz. Bei ersten Hören habe ich noch an Energie Cottbus gedacht, jetzt wäre ich froh, wenn sich der 1.FC Köln dieses Lied vor jedem Spiel in der Kabine anhören würde. Aber dies ist ein anders Thema...
Die derbe Strommusik vom fleischgewordenem Gesamtkunstwerk Rummelsnuff bleibt auch auf "Sender Karlshorst" einzigartig, seltsam und überaus spannend.
Erscheinung: 2010
Label: Out Of Line
www.rummelsnuff.com
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unruhr-interview 2008
Konzertifiziert 2009