Peer Steinbrück reizt die Schweizer doch gewaltig. Der Schweizer Lee Everton dagegen macht sich der Reizüberflutung kaum schuldig.
Evertons neues Werk "Sing a song for me" ist programmatisch. Da ist jemand, der uns schlicht ein paar Lieder singen möchte. "Sing a song for me" ist keine echte Retro-Platte, auch wenn Lee Everton auf Altbewährtes zurückgreift. Wimmernde Orgeln, jaulende Gitarren und Bläser, die offensichtlich nur vor dem Studio spielen durften, erinnern gewaltig an die Jahre vor und nach 1970. Songwriter-Sounds, die an Bob Dylan, mit "If not for you" in einer Coverversion gewürdigt, Van Morrison, Jack Johnson erinnern, Soul Einschübe ("I got to keep on moving"), und der Einstieg bei "I want to hold on" lässt die frühen Wailers erwachen, Reminiszenzen an Jimmy Cliff steigern darüber hinaus das karibische Feeling bei Evertons Songs.
Die Vielzahl der herangezogenen Vergleiche ist notwendig, da "Sing a song for me" sehr unauffällig ist, schlicht und unprätentiös, wie der Promoter meint. Unauffällige Sounds, unauffällige Arrangements, unauffällige Stimme. Aber Leute....es hat nicht immer recht, wer am lautesten schreit. Und außerdem wird es für uns auf Dauer doch auch sehr anstrengend, wenn jeder Künstler uns Einzigartiges bietet, oder das zumindest meint.
"Sing a song for me" dagegen ist unanstrengend, angenehm, leicht zu verdauen, einfach mal schön zwischendurch zu hören. Bei Kaffee und Zigarette an einem lauen Nachmittag auf dem Balkon. Es besteht natürlich die Gefahr, dass Lee Everton überhört oder schnell vergessen wird. Peer Steinbrück werden sich der Schweizer Everton und sein Album bestimmt nicht zum Feind machen.
Erscheinung. 2009 (23.10.)
Label: Rootdown Records
www.myspace.com/leeeverton
Kaufen im unruhr-Popkulturshop