Zu Beginn des Jahres 2009 hat die altehrwürdige National Geographic Society ein eigenes Label aus der Taufe gehoben. Es heißt Nat Geo Music und möchte "mit der Kraft der Musik ein Bewusstsein für die Belange des Planeten schaffen". Das hört sich verdammt nach Bergbauernflöten und Krombacher-Regenwaldschutz für Oberstufenlehrer an.
Nun veröffentlicht Forro in the dark ihr neues Album auf diesem Label. Bei Forro in the dark handelt es sich um vier Brasilianer, die inzwischen in New York heimisch geworden sind. Das macht unsere Vorurteile groß und stark. Und tatsächlich: Lege die CD ein und es erklingt die Pifano, eine Holzflöte aus Brasiliens Nordosten. Na klasse! Ich war tapfer und habe die CD bis zum Ende gehört. Danach noch einmal, und noch einmal....und noch einmal. Um festzustellen: Es ist eine coole Platte für glühende Sommerpartys.
Zugegeben freut's mich, dass Geographen es auf die Kette kriegen, derartige Musik zu verlegen. Schließlich wusste ich bereits als 12-jähriger alle afrikanischen Staaten mitsamt den Hauptstädten auswendig. Und regelmäßigen unruhr-Lesern kann ich nicht verheimlichen, dass mich Textzeilen wie "If you don't like Bob Marley you better stay away from me [...] something wrong inside your brain" im Stück "Nonsensical" bauchpinseln...ach, was sage ich...bauchquasten tun sie mich. Doch wenn ich alles auf meine unbestechliche Objektivität eindampfe, bleibt "Light a candle" ein großes Stück Musik.Natürlich ist Forró brasilianische Musik par excellence und dieses Pifano-Gedudel nervt immer dann, wenn es sich anhört wie ein Blockflöten-Workshop für Frührentner ("Anao de jardim"). Doch die vier Jungs aus dem Dunkel präsentieren die südamerikanische Partymusik in eigener Art und Weise. Es klingt gar nicht so nach Maultierpfaden, Ponchos und Strickmützen wie bei uns in der Fußgängerzone. Dies erklärt uns Guilherme: ."...unsere Umsetzung, unsere Attitüde, unsere Energie - all das kommt definitiv vom Rock'n'Roll." Wer‘s nicht glaubt, höre sich bitte mal "Perro loco" an. Da wird schön gerockt und bei Partyproblemen empfehle ich "Caipirinha". Da machen sich die Frauen nackig!
Der Forró von Forro in the dark hat in den New Yorker Flux Studios einen Drall bekommen, der das Ding satt kreiseln lässt. Lou Reed, Neil Young, Edith Piaf, Garth Brooks, Chuck Berry drehen sich alle mit im Kreis, so dass einem "Light a candle" irgendwann als ziemlich runde Sache erscheint. Und...wie gesagt...bei lahmen Enddreißigerpartys ("Fete") kann die Kraft dieser Musik Wunder wirken. In manchen Situationen sind das einfach die entscheidenden Belange unseres Planeten.
Erscheinung: 2009 (16.10.)
Label: Nat Geo Music
www.forrointhedark.com
Kaufen im unruhr-Popkulturshop