Erwähnenswerte Bands mit (unter anderem) Ursprung in Dortmund, die auch beim zweiten Album noch punkten, gibt es nicht viele. Long Distance Calling sind eine.
Ich gebe zu, dass mit Dortmund ist beschönigt. Die Mitglieder stammen aus Münster, Mannheim und Dortmund. Aber soviel Ruhrgebietsseligkeit muss in Anbetracht dieses fantastischen Instrumentalrock-Brockens auch mal sein. In grenzenlosem Patriotismuswahn könnte man sogar wirklich stolz sein, das Heimatland dieser Band zu teilen. Na gut, das wäre wirklich übertrieben. Fakt ist: Es geht nach dem schon guten, aber nicht Maßstäbe setzenden Debüt "Satellite Bay" mit "Avoid The Light" deutlich weiter nach vorn.
Mit "Apparitions" beginnt das Album sphärisch, verspielt und progressiv. "Black Paper Planes" drückt gewaltig progressiv aus den Lautsprechern und würde mit Gesang von Maynard James Keenan auch als Tool-Song durchgehen. Es folgt "359°" ein ähnlich gestrickter Koloss mit Killer-Gitarrenriff, ein wenig wie bei Russian Circles. Track Nummer 4 "I Know You, Stanley Milgram!" bietet wieder die leicht trance-bringende, sphärische Seite des Openers, später kombiniert mit der mitreißenden Gewalt von Nummer 2 und 3. Mit "The Nearing Grave" findet sich wie auf dem Vorgänger auch auf "Avoid The Light" ein Gesangsstück auf der Platte, dessen vokale Hauptrolle mit Jonas Renske von Katatonia besetzt wird. Wobei Renskes starke Stimmdarbietung sowohl in den ruhigen, fließenden wie auch den metallisch treibenden Teilen des Songs jederzeit passend in den instrumentalen Klangkosmos eingebettet wird. "Sundown Highway" als abschließendes Stück beendet "Avoid The Light" mit sanft übergreifendem Wechsel von marschierendem Schlagzeug und kreischender E-Gitarre zur Lagerfeuer-Akustikklampfe gepaart mit Percussionsound.
Fans psychedelischen Hardrocks, progressiven Metals und Postrocks dürfen bedenkenlos zugreifen.
Myspace: http://www.myspace.com/longdistancecalling
Label: http://www.superballmusic.com/