Weil ClickClickDecker beizeiten Akustikgitarre spielt, käme trotzdem niemand darauf, ihn zum Nachfolger Reinhard Meys zu erklären. Deshalb hat der Koraspieler Ba Cissoko auch nichts mit Mory Kante zu tun, auch wenn man euch das erzählen will.
Denn der damalige Output eines Mory Kante entsprach dem Beuteschema der seligen Kirchentagsbesucher, die zu "Yéké yéké" tanzten wie einbeinige Autisten. Das war nicht die Schuld von Mory, während Ba allerdings für schuldig erklärt werden muss, der westafrikanischen Musik ein neues Element und damit eine neue Richtung gegeben zu haben. Cissoko und seine Jungs hatten vor Jahren die Idee, das Plingpling der altehrwürdigen Kora elektrisch zu verstärken. Der klassische Mandingue erhielt dadurch ganz deutlich eine Rockkomponente, und viele erkannten in Ba Cissoko schon bald den Jimi Hendrix von Guinea. Schubladi, schublada.
Auf ihrem nun vorgelegten dritten Album "Séno" wird dieses Bild weiter befeuert. Zu der E-Kora kommt nun auch noch die Fuzz-Gitarre und man könnte meinen, dass auf afrikanischer Basis nun richtig gerockt wird. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit, denn "Séno" besitzt nicht mehr die wilde Explosivität und innovative Rauigkeit der Vorgängeralben und läuft somit Gefahr, wieder unter der Knute der ökumenischen Korksohle zu landen. Das aktuelle Album Ba Cissokos ist ruhiger als bisher gewohnt, integriert stellenweise warme Reggaebeats und vergreift sich komplett beim Versuch einer Fusion mit lateinamerikanischen Rhythmen im Titeltrack, der sich höchstens als Werbesong für ein Herner Nagelstudio eignet.
Das hört sich alles übel an, ist aber wiederum nur die eine Seite der Medaille. Denn die neue Platte bietet auch Stücke wie "Bambo", wie "Africa dance" oder allem voran "Music", in denen all das an Ba Cissoko Liebgewonnene auftaucht. Das ist rezente afrikanische Musik, die sich nicht einer Räucherstäbchenromantik verdächtigt macht, sondern andere Wege geht, aber respektvoll mit der Tradition verfährt. "Séno" zeigt trotz einiger Schwächen, dass die in Marseille beheimateten Jungs es immer noch drauf haben, wovon alle, die Ba Cissoko einmal live erlebt haben, sowieso restlos überzeugt sind.
Erscheinung: 2009 (08.05.)
Label: Sterns Music
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www.ba-cissoko.com/