Smoove + Turell - Antique Soul

TonkopfPerlentaucher oder Müllkutscher? Referenzerweisung oder Einfallslosigkeit? Eine Frage, die sich angesichts der vielen Rückbesinnungen im Musikgeschäft immer häufiger stellt.

Diese Unhöflichkeit müssen sich Smoove + Turell auch bzw. vor allen anderen anhören, denn schließlich nennen sie ihr Debütalbum "Antique Soul" und den Opener auch noch "Hammond". Das erinnert zunächst einmal an meinen Kollegen, der die Kombi Jeans, Jacket und Joggingschuhe noch immer für den kapriziösesten Ausdruck modischer Lässigkeit hält. Man weiß aber heutzutage nicht, ob er seiner Zeit nicht vielleicht voraus ist. Und so ist es auch mit Smoove + Turrell. Schließlich ist deren oller Soul gar nicht so muffig wie Omas Strickjacke. Denn das Soulfunkgeschremmel mit Seventies/Eighties-Flair wird zusammen gebracht mit Beats and Breaks rezenter Provenienz.

Doch mein ganzes Gequake über Innovation, Kreativität, Relevanz und Referenz ist ebenfalls von gestern sobald der Datenträger im dafür vorgeschrieben Schubfach verschwindet. Das Ding nimmt einen mit und lässt einen hier. Es changiert zwischen Schlaghose und i-phone. Spätestens beim zweiten Stück "I can't give you up" zuckt das Gichtgebein. Turells Organ erinnert fatal an diese britische Band aus den Achtzigern, deren Name mir partout nicht einfällt. Smoove generiert knackige Beats am Laptop, die ihren Höhepunkt bei "You got me bad" finden, wenn die Bassdrum wie ein Wäschesack voller uralter, schweißharter Tennisssocken klingt und die Snare sich anhört wie eine senile Raviolibüchse. "Eine greifbare Retro-Atmospäre auf hochwertigen HipHop-Beats erschaffen" war das erklärte Ziel Smooves.  Das hat er geschafft. Absolut und vollkommen! Und auch DJ Andy Smith hat vermutlich recht, wenn er "Antique Soul" als Zukunft der Soul-Musik bezeichnet.

Erscheinung: 2009
Label: Jalapeno Records
www.smooveandturell.com