Ein Gespür für den richtigen Augenblick

Manchem mag es wie Oberstufenpartypop in den Ohren klingen, wenn The Howl & The Hum nun bald ein Album raustun, dass sie im September letzten Jahres in den Big Jelly Studios in Kent aufnahmen. Es wird am 29. Mai veröffentlicht und hat tatsächlich den Titel "Human contact". Ohne die aktuelle Bedeutung dieses Titels vorausahnen zu können, thematisiert das Album die Bedeutung des zwischenmenschlichen Kontaktes im digitalen Zeitalter. Und unterstützt uns damit in unseren Gedanken, wie sich die jetzige Situation der massenhaften Isolation auf unseren zukünftigen Umgang miteinander auswirken wird.
Es gibt sich sicherlich schlechtere Zeitpunkte, um ein Debütalbum namens "Human contact" zu veröffentlichen. Zum Anfixen steht jetzt die erste Single "Until I found a rose" bereit. Es gibt den Song in der obigen Fassung, aber auch in einer Akustik-Version. Die beiden Versionen zeigen das Talent der Band, poesiealbumtaugliche Lyrics in epische Popmeldien zu verpacken oder genauso gekonnt dem Postpunk der 80er zu frönen.
Denkt euch die Aula weg und versucht die Intensität und die Empathie von The Howl & The Hum zu erspüren.

www.thehowlandthehum.com

Zur Beruhigung der Nerven

Die gegenwärtige Krise hebt unsere Gewohnheiten in vielerlei Hinsicht aus den Angeln. John Carroll Kirby hat sich deshalb zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen. Sein neues Album "My garden" wird er am 24. April veröffentlichen. Heute, drei Wochen früher, bringt Kirby sehr spontan ein weiteres, neues Album auf den Markt. Das jetzt erscheinende "Conflict" ist ein klavierdominiertes Instrumentalalbum, das der umtriebige Musiker, Komponist und Produzent aus Los Angeles im letzten Jahr aufnahm. Die Zeiten der weltweiten Corona-Verwirrungen hält Kirby nun für den richtigen Zeitpunkt, um euch "Conflict" nah ans Herz zu legen.
Es ist als Reaktion gedacht auf die eskalierende globale Krise. In der Hoffnung, dass es dazu beitragen möge, innere Ruhe zu erzeugen. Das ist vielleicht ein wenig viel verlangt von der Musik. Aber tatsächlich ist das überaus ruhige Album in der Lage, die Nerven zu entspannen und mit ihm in andere Klangwelten abzutauchen. Im Mittelpunkt von "Conflict" steht das Klavier und wird nur von wenig Bass, manchmal etwas Flöte und flächigen Synthies begleitet. Ein sehr schöner, weil auf das Wesentliche beschränkter Sound. Und auch wenn derzeit alles auf "My garden" wartet, solltet ihr euch das sehr konzentrierte "Conflict" ins Haus holen. Wenn nicht jetzt, wann dann?

www.johncarrollkirby.com

Wenn dein Teddy dich verlässt

Dieses Unglück thematisiert die Französin Soko in ihrem neuen Song "Are you a magician?". Es geht um den Clash zwischen Traumwelt und Realität. Die Sängerin und Schauspielerin meint zum Clip, bei dem Gia Coppola Regie führte: "Mein Ziel war es, eine victorian goth sailor moon princess zu sein, die zuviel Kate Bush gehört hat."
Das dann der Teddy abhaut, überrascht nicht. Denn an der Musik kann es nicht liegen. Soko versteht es, Folk und Americana, Pop und Chanson irgendwie zusammen zu bringen.

"Are you a magician?" ist die erste Single aus dem kommenden Album von Soko. Es soll "Feel feelings" heißen und wird am 12. Juni bei Because Records erscheinen. Das sind dann fünf Jahre, die Soko hat verstreichen lassen seit dem letzten Album "My dreams dictate my reality", das so viel Lob einheimste in den Kreisen, die alles über Musik wissen. Wir sind gespannt, ob "Feel feelings" wider ein Album fürs Feuilleton wird.

www.instagram.com/sokothecat

Sonntag Morgen um 5

Der nächtliche Heimweg nach der Party, nach dem Club oder von der Kneipe war schon immer etwas Besonderes. Der Lauf durch die menschenleere Stadt in dieser seltsamen Stimmung zwischen Hochgefühl und Melancholie brennt im Hirn für immer, das vergisst man nicht. Dann am Küchentisch mit dem letzten Bier, weil Schlafengehen jetzt völlig unsinnig wäre.
Dieses Setting fängt Lido verdammt gut in seinem neuen Clip ein. "Postclubridehomemusic" bringt das Gefühl auf den Punkt, auch wenn man in der heutigen Zeit den Heimweg offensichtlich im selbstfahrenden Auto antritt, anstatt leicht schräg über die Gleise den Weg nach Hause zu suchen.
Der junge Norweger kündigt mit "Postclubridehomemusic" seinen zweiten Longplayer "Peder" an, der im kommenden Herbst bei Because Music erscheinen soll. Da könnt ihr euch noch das ein oder andere Mal verlaufen und seid trotzdem rechtzeitig zur Veröffentlichung zu Hause.

www.soundcloud.com/lidogotsongs

Quarantäne kann uns nicht bremsen

Es ist eine weitere von den Lasst-euch-nicht-unterkriegen-Ideen in diesen Tagen. Für AWOLNATION ist die Kontaktsperre kein Hindernis, um eines ihren neuen Stücke im Duett mit Alice Merton zu performen. Räumlich weit voneinander entfernt, aber eng zusammen im Geiste. In diesem Sinn haben sich die amerikanische Band und die deutsche Sängerin technisch zusammen gefunden, um einen der neuen Songs von AWOLNATION gemeinsam zu performen.
"The best" erscheint auf dem neuen Album von Aaron Bruno und seinen Mannen, das am 24. April unter dem Titel "Angel Miners & The lightning riders" erscheinen wird. Die Version als Duett erscheint heute und zeigt, was man als Stubenhocker trotzdem auf die Kette kriegen kann. Nehmt euch ein Beispiel. Macht "The best" aus der miesen Situation!

www.awolnationmusic.com

New sounds from the Pott

Eine vielversprechende Band aus dem Ruhrgebiet gibt's nicht aller Tage. Zum Glück tritt jetzt Drens aus Dortmund auf den Plan. Mit einer Mischung aus Garagenhof und Malibu greifen die vier Jungs an. Die erste EP "Pet peeves" steht im Startblock und wartet auf den Schuss am 15. Mai.
Der aktuelle Appetizer heißt "Saditsfiction" und behandelt die faulen Tage, die man mit Katzenquartett und Rumsabbern verbringt, während alle anderen am persönlichen Erfolg arbeiten. Drens hat den wachen Blick für die Beschissenheit der Dinge und dennoch eine Sicht für all das Schöne und Gute. Es sind nicht nur Fragen, die diese Band aufwirft. Es gibt auch Antworten - ein Schulterklopfer, ein aufmunterndes Nicken oder zwei Bier an der Bar.

www.drens.de