Der Junge auf dem weißen Pferd

Es war einmal vor langer Zeit, da sang jemand: Der Junge auf dem weißen Pferd, der kommt nicht mehr. Das sagen wir aber Cosma Joy nicht, weil's auch ein anderes Thema war. Die junge Münchnerin wartet nämlich noch auf den Prinzen. Falls ihr neuer Song "Boy boredom" tatsächlich autobiographisch sein sollte. Cosma Joy sagt zum Song: "Es geht um das Gefühl, wenn niemand da ist zum Küssen, niemand da zum Berühren und das Schlimmste, wenn noch nicht mal jemand da ist, von man träumen könnte."
"Boy boredom" ist wie auch die übrigen Songs der 20-jährigen gutes Songwriting, cool arrangiert, ein bisschen Jazz und etwas Chanson-Feeling. Das alles bringt Cosma Joy zusammen mit einer außergewöhnlich guten Stimme. Klingt durchgängig aktuell, aber auf gewisse Weise auch zeitlos. Derzeit noch unter dem Radar, aber mit dem Potential, vielen Menschen gefallen zu können.
"Boy boredom" ist der Titeltrack der Debüt-EP, die im kommenden April bei Ninety Days Records veröffentlicht werden soll.

www.cosmajoy.com

Techno von Manufactum

Das ist handgefertigter Techno, den uns Elektro Guzzi bereits seit Jahren präsentieren. Das Trio aus Wien kommt ganz ohne Looper und Computer aus, um ihre Version technoider Tanzmusik zu produzieren. In klassischer Rockbandbesetzung orientieren sich Elektro Guzzi am Detroit-Techno und auch an Jazz.
"Prototyp" ist der Auftakt für die Promotion des neuen Albums "Triangle", das im März 22 erscheinen soll. "Prototyp war das Herzstück eines Live-Sets, das wir während der Arbeit am Triangle-Album in unserem Studio in Wien aufgenommen haben. Für uns repräsentiert er die Energie und den Drive, den wir immer anstreben, wenn wir zusammen improvisieren", so die Band über die neue Single.
Ein handgeklöppelter, verzierter und bemalter Techno-Prototyp.

www.elektroguzzi.net

Selbst wenn ich wollte: Nein.

Es beginnt, als hätte die letzte Stunde geschlagen. Und auch danach bleibt der Track "If I could" von das bisschen Totschlag bei dieser Stimmungslage. Düstere Popklänge, getragen von einer heftigen Bassline, dahinter ein Schlagzeug und ein wenig Elektronik. Im Zusammenspiel mit der einzigen Textzeile, die aber scheinbar endlos repetiert wird, ergibt das einen hypnotischen Sound, den die bereits existierenden Exegeten der Band als Ausdruck des Zweifels an der rasanten Welt und der geforderten Dauerpräsenz interpretieren.
Wie dem auch sei, es ist auf jeden Fall eindringlich, was das bisschen Totschlag abliefern. Und steigert die Erwartung an das kommende Album "No Risiko", das die Berlin-Hamburg-Combo  am 11. Februar veröffentlichen will.

www.dasbisschentotschlag.de

 

Macht Fleisch Spaß?

Mindestens die Hälfte der Menschheit war als Teenager äußerlich verpickelt, fühlte sich vor allem innerlich verpickelt und viel zu uncool. Selbst wenn man später eine Kreativagentur leitet oder sieben Sprachen fließend spricht ist man dadurch lebenslang in den Miesen. Der Mangel an Lässigkeit zur falschen Lebenszeit bleibt der psychologische Dispo für immer.
Dieses Dilemma packt Mia Morgan in ihren neuen Song „Teenager“ mit der der hymnischen Zeile „Wär' ich als Teenager cooler gewesen…“. „Teenager“ ist das Erste, was wir aus Mias Debütalbum „Fleisch“ zu hören bekommen. Die erste Auskopplung macht einen etwas poppigeren Eindruck als das, was man von ihrer 2019-EP „Gruftpop“ kannte.
Dennoch: Es bleibt unkonventionell bei Mia, hat eine gewisse Rotzlöffligkeit und ist phasenweise angenehm punkig.
Das könnte extrem Spaß machen, wenn man „Fleisch“ zum ersten Mal in voller Länge zu hören bekommt. Ende April 2022 ist es soweit.

www.instagram.com/mialisamarie

 

Freizeit-Pop

Leisure stehen mit Ihren Namen dafür, absolut stressfreie Musik zu machen. Es ist entspannter Downtempo-Soulpop, den die Neuseeländer auf ihren bisherigen zwei Alben "Leisure" und "Twister" angeboten haben.
Morgen erscheint das dritte Werk der Band und der Titel "Sunsetter" deutet darauf hin, dass die neue Musik wiederum nicht zur Hektik neigt. Auch die neuen Songs sind eine Empfehlung, lieber die Panoramastrecke zu fahren und die Aussicht zu genießen. Der erste Teil von "Sunsetter" entstand in der Nähe von Paris, der zweite Teil auf einer einsamen neuseeländischen Insel. Das sind gute Voraussetzungen, dass Leisure mit "Sunsetter" wieder liefern wird, was man von den fünf Jungs erwartet. Nämlich eine Liebeserklärung an die Entschleunigung im Wissen, dass weniger Tempo mindestens genauso schnell zum Ziel führt.

www.theleisurecollective.com

Eine massive Attacke auf dein Ohr

Eindringliche Basslines, Break-, Broken und HipHop-Beats, spärliche Synthies und immer wieder ein Rhodes Piano, das auch nach 50 Jahren Gott sei Dank noch nicht aus der Mode gekommen ist. Dazu das fulminante Organ von Danielle Kranendonk. Das ist Aurora Dee Raynes.
Danielle und Stephen Raynes begannen bereits 2012 gemeinsam zu musizieren und ihrer Liebe zu Jazz und Soul zu frönen. Irgendwann stieß Tristan Williams dazu und das Projekt nahm Formen an. Nun ist endlich das Debütalbum "Invisible things" bei Tru Thoughts erschienen. Und es ist himmlisch geworden. Neun Stücke, die derzeit nur aus London kommen können. Es klingt nach langen Großstadtnächten mit noch verboteten Drogen.
"Invisible things" ist ein Pfund und sollte euch schlappe fünf Pfund für den Download wert sein. Es ist ein Album von großer Modernität, das aber im Kern nicht vergessen hat, was vor 30 Jahren aus London zu uns kam. Fragt eure Omma mal nach Acid Jazz und TripHop.

www.soundcloud.com/aurora-dee-raynes