Musik wie eine Friedrich-Nowottny-Gedenkbrille. Scheint zunächst lächerlich zu wirken, steht aber alsbald für coolste Coolness.
Denn beim Opener „Zicatela“ wird sich mancher wundern, ob das denn wirklich ernst gemeint ist. Es klingt als träfe eine mexikanische Mariachi-Band auf das Trio aus Großenkneten. Überhaupt erinnert das oft dilettantisch Erscheinende von „We are yours“ an das Mittelalter der deutschen Musikgeschichte als eine Neue Deutsche Welle derartige Sounds kultivierte. Zum Vergleich krame man doch bitte mal bei youtube nach Ideals „Monotonie“ von 1982.
Doch Poppy Perezz surft nicht einfach auf der Retrowelle., auch wenn „I give up myself“ so was von 80er ist und Größen wie Blondie und UB40 jedem Hörer unweigerlich ins Hirn drängen. Die Band aus Bristol versteht es, einen unwiderstehlichen Sound aus Latin, Indie-Pop und Elektronik zu kreieren, für den beispielhaft der Party-Burner und erste Single-Auskopplung „Space antelop“ steht. Man wird Poppy Perezz’ Debüt allerdings nicht gerecht, wenn man „We are yours“ auf sunshine-happy music reduziert.
Dafür sind manche Stücke viel zu durchdacht. Das kolossale „Now I know“ beispielsweise ist dancehall-strukturiert und trotzdem gibt es oben drauf noch eine Querflöte. Und wenn erst einmal der Eletronica-Klopper „World embracing“ das Album beendet hat, steht felsenfest: Poppy Perezz ist keine Band für dominikanische all-inclusive-Hotels.
Doch weil sicherlich der ein oder andere diese Meinung weiterhin vertreten wird, ist zu vermuten, dass „We are yours“ das meist unterschätzteste Album des Jahres 2012 werden kann.
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Erscheinung: 2012 (16.07.)
Label: Beach Hut Records
www.poppyperezz.com