Nein, der Rummelkäpt'n nutzt sich nicht ab. Im Gegenteil „Himmelfahrt“ ist vielleicht sogar sein bisher bestes Album.
Auch auf seinem drittem Album changiert der Post-EBM-Chansonnier Rummelsnuff zwischen Kraftmeierei und feiner Selbstironie.
Der Einstieg ins Album ist jedoch etwas holprig, weil „Der Schrauber“ durch die sehr eigene melodisch-unmelodische Gesangskost alles andere als eingängig ist. Danach nimmt das Album aber mit dem Elektro-Rockabilly von „Der Türsteher“, der Huldigung des DAF’schen Minimalismus in „Machen wir den Tanz“ oder mit dem Drama um die Männer im Eis („Amundsen“) rasant an Fahrt auf. Mit "Himmelfahrt" begibt sich Rummelsnuff dann in die Niederungen des Mannseins und beweist wieder einmal, dass er nicht nur Songs für Technoclubs oder Darkrooms macht, sondern auch die Bierzelte nicht scheut. Unser Muskelbulle ist ein ganzer Kerl und wer wenn nicht er, wäre prädestiniert, dem „Herrentag“ ein musikalisches Denkmal zu setzen? „Himmelfahrt“, ist, wie es nicht anders sein könnte, eine hochprozentige Testosteronhymne, grollend, nach Männerschweiß stinkend, mit pimmeligen Industrialmetalgitarren. Halt ein Hit, wenn man den Song mit einem Augenzwinkern nimmt. Immer feste druff gibts auch bei "Derbe Strommusik" Rummelsnuffs musikalischer Selbstdefinition: "Analog - digital, stromerzeigte Ohrenqual", "Hauptsache wild und laut, mit Text der unterm Gürtel haut". So schön schlicht kann Musik sein!
Neben den Eigenkompositionen gibt es auch auf diesem Album mit "Azzurro", "Daddy Cool", "Seemann" und "Das ist die Liebe der Matrosen" wieder Rummelsnuffs eigenwillige Cover-Versionen. Ist bei "Daddy Cool" die Basslinie schon im Original der Hammer, so wird hier durch einem brutalst möglichen Basssequenzer aus der Disconummer ein Elektropunk-Song. Wahnsinn. Der jedoch noch gesteigert wird durch die Interpretation von Rammsteins "Seemann", arrangiert für Reibeisenstimme und Schifferklavier. Befreit vom brachialen Bombast und skeletiert bis auf die nackten, großen Gefühle funktioniert der Song so noch viel besser. Musik mit Herz und Muskeln für Männer und Sympathisantinnen!
Erscheinung: 2012
Label: Out Of Line
www.rummelsnuff.de
unruhr-interview 2008
Konzertifiziert 2009
Review "Sender Karlshorst"