
aber mal von anfang: cover mit gelungener flussszenerie (thomas ernst) in s/w und auch dieses cover hat sich im laufe der produktion verändert; das bild nun die passende einstimmung auf den fluss der töne. die musik hält sich nicht mit intros auf, „a shiver in red / desirable black“, das erste stück, fällt dem hörer entgegen; offen, weit, harmonisch, attribute, die die #1 prägen. über die ganze laufzeit fast der vollständigen ersten seite, dabei mit einer dynamischen spannungskurve und einer entwicklung in sound: dieses stück unterscheidet sich in seiner wirkung auf den hörer erheblich von den bisherigen stücken von seconds in formaldehyde, die trotz allem gleitens in sich auch immer eine (im positiven sinne) eindeutige statik ausstrahlen. hier also bewegung innerhalb der schichten, einschließlich tief eingebetteter bass-mikromelodien, einschließlich zunehmender rauheit durch auftauchende kurzwellen-fragmente. #2, „interlude for lovers I“, übernimmt da fast coda-funktion für diesen ersten teil, gleissend in harmonie und sound. seite 2 ist vom grundsatz ähnlich aufgebaut, das längste stück („a shiver in white“) gleich am start und im gegensatz zu „a shiver in red / desirable black“ atmosphärisch intimer, mehr in sich. orgel(?)basiert, um sich driftend, bis eine (gitarren?) zerr-struktur auch dieses stück von unten aufraut. #2, „interlude for lovers II“, abgesetzt als körnig weiche textur-wolke am horizont, weiter weg und (leider) bald hinter demselben verschwunden. „love noise“, die #3, dagegen wieder weit, mit tiefenbögen, zusammenfassend; harmonischer abschluss und auch hier steigerung durch sounderweiterung.
für den größeren teil der auflage ist „a shiver in red“ hier zu ende, 100 glückliche ziehen noch eine zweite LP aus dem cover, diese mit gestempeltem white-label (im gegensatz zu den mit dem cover korrespondierenden fotolabels der „hauptplatte“), einseitig bespielt mit den beiden stücken „various color movements I“ und „ various color movements II“, die die stimmung verlängern und durch ihre für mich ruhigere, orchestrahlere (bei der I) und gleichzeitig irgendwie elektronischere (bei der II) atmosphäre die „a shiver in red“ ins unendliche ziehen.
ein in sich geschlossenes album: harmonisch, atmosphärisch und soundlich + trotzdem abwechslungsreich; ich glaube nicht, dass diese platte irgendeinen fan von seconds in formaldehyde enttäuscht, ich glaube aber, dass er durch diese platte viele neue hinzugewinnen wird.
schöne grüße
N
das interview zur platte + der weiteren zukunft: hier
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