seconds in formaldehyde "a shiver in red"

seconds_in_formaldehyde_a_shiver_in_rednach einer ganzen reihe von CDs, CDRs und sampler-veröffentlichungen, nach dem start des eigenen labels waterscape mit seiner reihe von veröffentlichungen zwischen bradley und baker, hakobume und light of the shipwreck (zu fast allen VÖ hier auf unruhr nachzulesen), kommt, nach einer fühlbaren pause, die „a shiver in red“ LP auf droehnhaus. zunächst auch als LP angekündigt, später (wegen press- bzw. schnittproblemen) als DVD angedacht, am ende aber doch noch im „richtigen“ format; mit überarbeiteten coverartwork und als ergänzende limitierte auflage sogar mit zusätzlicher, einseitig bespielter LP mit 2 stücken mehr.  klingt nach schwieriger geburt, zum glück nur in diesen worten. um es vorwegzunehmen: die platte übertrifft deutlich meine (ohnehin schon hohen) erwartungen, führt momente der sehr schönen „calm and serene“ weiter und öffnet sich dabei vor allem einer erweiterten soundhaltung und ebensolcher produktion. diesmal ist es nicht „nur“ loopbasierter drone, live eingespielt, sondern vielschichtiger: die gitarre, immer noch mit weitem vorsprung soundprägend, wird durch piano, shortwave-radio einsprengsel und nicht näher detaillierte elektronik ergänzt, der fluss der drones wird unberechenbarer, ohne an zusammenhalt zu verlieren. und über allem diese harmonische weite, die bereits weite teile der „calm and serene“ in dieses strahlende schimmern gerückt hat und alle düsternis hinter sich lässt.

aber mal von anfang: cover mit gelungener flussszenerie (thomas ernst) in s/w und auch dieses cover hat sich im laufe der produktion verändert; das bild nun die passende einstimmung auf den fluss der töne. die musik hält sich nicht mit intros auf, „a shiver in red / desirable black“, das erste stück, fällt dem hörer entgegen; offen, weit, harmonisch, attribute, die die #1 prägen. über die ganze laufzeit fast der vollständigen ersten seite, dabei mit einer dynamischen spannungskurve und einer entwicklung in sound: dieses stück unterscheidet sich in seiner wirkung auf den hörer erheblich von den bisherigen stücken von seconds in formaldehyde, die trotz allem gleitens in sich auch immer eine (im positiven sinne) eindeutige statik ausstrahlen. hier also bewegung innerhalb der schichten, einschließlich tief eingebetteter bass-mikromelodien, einschließlich zunehmender rauheit durch auftauchende kurzwellen-fragmente. #2, „interlude for lovers I“, übernimmt da fast coda-funktion für diesen ersten teil, gleissend in harmonie und sound. seite 2 ist vom grundsatz ähnlich aufgebaut, das längste stück („a shiver in white“) gleich am start und im gegensatz zu „a shiver in red / desirable black“ atmosphärisch intimer, mehr in sich. orgel(?)basiert, um sich driftend, bis eine (gitarren?) zerr-struktur auch dieses stück von unten aufraut. #2, „interlude for lovers II“, abgesetzt als körnig weiche textur-wolke am horizont, weiter weg und (leider) bald hinter demselben verschwunden. „love noise“, die #3, dagegen wieder weit, mit tiefenbögen, zusammenfassend; harmonischer abschluss und auch hier steigerung durch sounderweiterung.

für den größeren teil der auflage ist „a shiver in red“ hier zu ende, 100 glückliche ziehen noch eine zweite LP aus dem cover, diese mit gestempeltem white-label (im gegensatz zu den mit dem cover korrespondierenden fotolabels der „hauptplatte“), einseitig bespielt mit den beiden stücken „various color movements I“ und „ various color movements II“, die die stimmung verlängern und durch ihre für mich ruhigere, orchestrahlere (bei der I) und gleichzeitig irgendwie elektronischere (bei der II) atmosphäre die „a shiver in red“ ins unendliche ziehen.

ein in sich geschlossenes album: harmonisch, atmosphärisch und soundlich + trotzdem abwechslungsreich; ich glaube nicht, dass diese platte irgendeinen fan von seconds in formaldehyde enttäuscht, ich glaube aber, dass er durch diese platte viele neue hinzugewinnen wird.

schöne grüße

N


das interview zur platte + der weiteren zukunft: hier

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