Die Bundesliga-Vorschau 2017/18

poeletarier equisto domain webEs wird eine Saison der Gegensätze. 222 Millionen im Geldkreislauf, aber Krämerseele Hoeneß an der Macht. Aufstrebende Jungtrainer, die Publikum und Spielern jeden Furz detailversessen erläutern, aber ganze Mannschaften mit Verständigungsproblemen. Vereine mit geliebten Ultras neben Vereinen, die ihre Treuesten zur Adoption freigeben. Hier Stoffwechselstörungen, andernorts Millionentransfers. Etwa auch ein neuer Deutscher Meister im Gegensatz zu den Vorjahren?

FC Bayern München
Es ist sehr löblich, dass der FC Bayern beim Monopoly der Fußballbranche nicht mitspielen möchte. Doch wirkt es beizeiten, als wolle Uli Hoeneß mit seinem Krämerladen ganze Handelsketten verdrängen. Wurst-Uli hat sicherlich alles im Griff. Doch sieht es mehr nach Hack aus, serviert mit Kraut und Rüben, was die Bayern veranstalten. Diskussionswürdige Transferpolitik, rudimentäre Nachwuchsarbeit, ein Trainer, der wechselweise ratlos, gleichgültig oder überfordert wirkt und zu allem Unglück wird Aushilfskellner Brazzo auch noch Manager. Von diesem wird Meister Ancelotti irgendwann entlassen, Malocher Gerland übernimmt und rettet dem FCB gerade noch den dritten Platz. Und nächstes Jahr dann Julian Nagelsmann.

RB Leipzig
Die unerhörte Dreifachbelastung sollte für einen Klub, der im Siedekessel eines Energydrinks geboren wurde (vgl. Obelix), überhaupt kein Problem sein. So ist zu erwarten, dass der Retortenverein durch die drei Wettbewerbe läuft wie das heiße Messer durch die Butter. Das Problem scheint mehr zu sein, dass die überzeugenden Auftritte der Vorsaison die Großen des Geschäfts auf den Plan riefen, um den Besten von RB den Kopf zu verdrehen. Und die finden Rasenball nun reichlich unsexy, müssen aber bleiben. Schlechte Voraussetzungen, die dazu führen, dass die Dosentruppe Festspiele in der Champions League aufführt, in der Bundesliga aber im unauffälligen Mittelfeld landet. Aber das würde Dr. fub. Rangnick sogar eigenhändig unterschreiben.

Borussia Dortmund
Gegen Ende der letzten Saison fragte man sich, ob der BVB einen Imagewechsel plant. Der Klub, der die echte Liebe erfand, setzte seinen Trainer nach beispiellosem Rosenkrieg vor die Tür. Jetzt ist Peter der Bosz und die neuen Trikots erstrahlen in goudagelb. Ob dieser Farbton zu seinem Teint passt hat Herr Pierre-Emerick von und zu Aubameyang noch nicht entschieden. Möglicherweise hat sich der gabunesische Torschützenkönig bei Mario Götze angesteckt und leidet nun auch unter einer ausgewachsenen Stoffwechselstörung, die nur mit einem Yin-und-Yang-Shirt zu kurieren ist. Götze dagegen ist Kandidat für die Startelf, sofern er nicht zu fett fürs Leibchen wird. Ok, die Borussia landet in der kommenden Saison eine dicke Überraschung und wird Meister.

1899 Hoffenheim
Die TSG hat ein großes Problem: Wie ersetze ich einen Spieler, den außer Ex-Bayern-Kaderplaner Reschke offensichtlich niemand auf dem Platz bemerkt hat? Das große, von Sebastian Rudy hinterlassene Loch im Hoffenheimer Mittelfeld kompensiert Coach Nagelsmann mit 31 Maßregeln für seine Profis. Diese Regeln möchte der Trainerjungspund aber nicht verraten. Gerüchten zufolge, weil er sich damit zu weit aus dem Fenster gelehnt hat. Es sollen nämlich nur 30 sein! Das CL-Abenteuer von 1899 wird voraussichtlich schnell zu Ende sein, denn schließlich sind die Spieler schwer beschäftigt, die Nagelsmann-Parolen auswendig zu lernen. Nächstes Jahr wird der Hopp FC deshalb unter ferner liefen enden und Nagelsmann nichts mehr von seinem langfristigen Vertrag wissen wollen. Womöglich wird er dann Kaderplaner beim FCB.

1. FC Köln
Wer zählt jetzt Pandas im Geäst? Anthony Modeste. Der französische Tierkundler und Geldzähler verabschiedete sich kürzlich nach Fernest und hinterlässt bei den Domkickern eine Lücke im Strafraum und einen ausgebeulten Geldsack. Hausmeister Schmadtke und Studienrat Stöger bleiben aber cool und engagieren im Gegenzug nur einen Handwerker aus Leverkusen. Der 19-jährige Tim Handwerker soll dafür sorgen, dass Confed-Cup-Gewinner Hector links hinten endgültig vergessen und sich der Spielgestaltung widmen kann. Dann macht der FC aus jedem Spiel ein Fest. Auch ohne Anthony Modeste.

Hertha BSC Berlin
Die Hertha wird 125! Die Stadt Berlin hat dafür 500 Euro spendiert. Wie's aussieht, hat Pal Dardai die 500 aber bereits in Currywurst und Snickers investiert. Deswegen musste Michael Preetz die Portokasse knacken, um Davie Selke für 8,5 Mio. aus Leipzig zu holen. Trotzdem landet Berlin nur im langweiligen Mittelfeld. Und nächstes Jahr holt Azubi-Torwart Jonathan Klinsmann dann seinen Papa zu Hilfe. Der kalifornisch-schwäbische Asket wird sicherlich keine 500 Euro verfressen.

SC Freiburg
Es ist vom Ruhrgebiet aus nicht zweifelsfrei zu beurteilen, ob das in Freiburg Schwaben sind oder nicht. Eigentlich nicht, doch die Verantwortlichen des SC verhalten sich zumindest so. Massenhaft Transferüberschüsse, doch sie sitzen auf ihrem Geld. Das kommt auf die hohe Kante, eine Kompensation der Abgänge will wohl überlegt sein. Es erscheint unwahrscheinlich, dass die vorhandene Truppe den Klassenerhalt schafft, aus dem Europapokal sind sie bereits rausgeflogen. Und so wird Herr Streich im nächsten Jahr keine Tränen vergießen müssen wegen des Abstiegs eines Mitkonkurrenten, sondern den eigenen Gang in Liga zwei beweinen können. Aber pünktlich zur Fertigstellung des neuen Stadions 2019 ist man dann wieder oben.

Werder Bremen
Nachdem der Neucoach Nouri nun in Bremen etabliert ist, hat er erst einmal aufgeräumt. Co-Trainer nach Hause geschickt, Klublegende Pizarro Tschüß gesagt und den risikobehafteten Torwart verscherbelt. Dafür hat man sich den Ersatzkeeper der tschechischen Nationalmannschannschaft als Hochkaräter verkaufen lassen und mit Ousman Manneh einen Stürmer aus dem Unterbau hochgezogen, dem beim Mannschaftsfoto offensichtlich eine Kuh auf den Kopp geschissen hat. So ist das halt hinter'm Deich. Auch Werder bescheißt sich vor Glück und schafft gerade eben den Klassenerhalt. Max Kruse wettet darauf, gewinnt damit viel Geld, lässt es aber leider wieder im Taxi liegen.

Borussia Mönchengladbach
Trainer Hecking weist darauf hin, dass er Werte für wichtig hält. Deshalb tilgt die Gladbacher Borussia vorzeitig ihre Stadionschulden und trifft sich mit dem Papst. Die Ausgangsvoraussetzungen sind also prima und zudem ist Max Eberl einmal mehr der Klassenprimus beim Managerspiel. Gladbach verkauft teuer, kauft nicht so teuer und hat eine wettbewerbsfähige Truppe plus Transferüberschuss. Chapeau! Wenn das jetzt noch mit Heckings Wertvermittlung funktioniert, ist die Borussia 2018 im internationalen Geschäft.

FC Schalke 04
Im letzten Jahr sollte auf Schalke eigentlich alles besser werden. Das ging nach hinten los und es scheint als sei Herr Heidel wie viele seiner Vorgänger ebenfalls im Stadium des Frühstücksdirektors angekommen. Und dann auch noch der "Frühstücks-Eklat" in der Vorbereitungsphase: Der Profi Avdijaj darf gehen, weil er zu spät zum gemeinsamen Frühstück kam. Wen wundert's, wenn der neue Trainer recht frei übersetzt "Deutscher Sonntag" heißt. Sehr ordentlich also in die Euro League für S 04 im nächsten Jahr. Das sollte klappen. Ansonsten wäre das Thema Tedesco auf Schalke schnell abgefrühstückt.

Eintracht Frankfurt
Die Eintracht scheint ein Projekt von Frau Merkel zu sein. Letzte Saison etablierten Kovac & Bobic bereits erfolgreich das Wir-schaffen-das im Fußball. Kommende Saison wird das Erfolgsprojekt fortgeführt. Fußballprofis aus 16 Nationen lassen sich von babylonischem Sprachwirrwarr und Kulturenclash nicht aus der Spur bringen. Respekt für diese Leistung und eigentlich drei Extrapunkte der DFL für gelungene Integration. Mit diesem Bonus schafft es die Eintracht über den Strich.

Bayer 04 Leverkusen
Schaut man Heiko Herrlich an, möchte man ihm manchmal ein aufmunterndes Medikament geben. Das scheint in Leverkusen offensichtlich kein Problem gewesen zu sein. Inzwischen attestiert der neue Trainer seinem Team die Fähigkeit zu geilen (Fußball)Partys und kündigt die Champions-League-Qualifikation für nächstes Jahr an. Die Euphorie schießt an der Dhünn ins Kraut, schließlich gelang das einzigartige Kunststück, getrennte Fußballzwillinge wieder zu vereinen. Die Benders pflügen jetzt gemeinsam den Rasen in der Bayarena um und werden dafür sorgen, dass Heiko Herrlich sich übers internationale Geschäft freuen kann. Ganz ohne Pillen.

FC Augsburg
Der FCA hat viele Baustellen: Man hat zu viele gute Torhüter, nach dem Abgang von Kapitän Verhaegh keinen guten Elfmeterschützen und einen Trainer, der hoch gewettet wird für die erste Entlassung der Saison. Dieser Coach überlegt daher, im 3-4-3 (also mit drei Torhütern) anzutreten, "eklig und gallig" zu spielen, um Elfmeter nur selbst zu verursachen und den Klassenerhalt bereits in den ersten Spielen klar zu machen. Hmh...hört sich nach aussichtslosem Unterfangen an. Augsburg kriegt Torwartstress, verschießt alle Elfmeter, entlässt den Trainer und steigt ab.

Hamburger SV
HSV-Manager Jens Todt geht mit einem guten Gefühl in die Saison. Warum sollte sich der Klub vom Rothenbaum auch Sorgen machen? Niemand sonst in der Bundesliga schafft es, mit minimalen Geschick maximalen Erfolg zu erzielen. Trainer Gisdol konnte deshalb ruhigen Gewissens extralangen Urlaub für die Profis gewähren. Was soll schon passieren außer dem üblichn Pokalaus in Runde eins? Die in Fußballdeutschland verhasste Uhr wird eher von Paulianern in die Luft gesprengt als das sie aufhört zu ticken. Was für eine langweilige Prognose: Der HSV bleibt auch 2018 Erstligist.

1. FSV Mainz 05
In Mainz gibt es einen Präsidenten, den die Ultras bejubeln. Schwer zu beurteilen, ob das für den Präsidenten oder für die Ultraszene spricht. Jedenfalls fordert der Präsi in populistischer Trumpmanier, dass Fans auch mal mit den Profis trainieren. Umzusetzen hat das Sandro Schwarz, der neue Trainer aus der schier unerschöpflichen Trainerschmiede des FSV. Daher vermutlich sein Credo: Es gibt keine Stammformation! Man kann schließlich nicht wissen, ob sich nicht ein Anhänger für die Startelf empfiehlt. Bisher stehen dort bekannte Namen, allen voran René Adler, den man in Hamburg irgendwie von der Gehaltsliste bekommen musste. Man darf aber gespannt sein, wer es im Saisonverlauf bei den 05ern in den Kader schafft. Sollte trotz einiger Schwierigkeiten aber für den Klassenverbleib reichen.

VfL Wolfsburg
Es scheint, als hätte sich Mario Gomez in Wolfsburg wundgelegen. Jetzt kommt er nicht mehr weg und ist plötzlich Kultspieler und Kapitän. Wofür eine Relegation alles gut sein kann! Gomez hat sich die Anführerrolle anständig erarbeitet. Er redet vernünftig und schießt sehr vernünftige Tore. Ebenfalls ganz vernünftig und sozusagen undercover arbeitet auch Olaf Rebbe auf der Geschäftsstelle. Er opfert seine Sommerferien und befreit den Verein fast unbemerkt von Allofschen und Magathschen Altlasten. Da auch der Trainer wirkt als sei er Clever & Smart in einer Person, erreicht der VfL in der kommenden Saison wieder Champions-League-Ränge.

VfB Stuttgart
Der VfB entsteigt der 2 .Liga wie einem Jungbrunnen. Mit erwachter Fanliebe, einem gehyptem Jungcoach, Verstärkung von Bayern München und Taschen voller Geld. Die Euphorie im Ländle ist riesig und der Abstieg als Betriebsunfall längst abgehakt. Stuttgart verstärkt seinen defensiven Kinderriegel mit dem alten Kämpen Badstuber und ist sich sicher, dass der andere alte Recke Terodde in Liga eins ebenso beliebig trifft wie seit Jahren im Unterhaus. Das einzige Problem wird sein, dass der vom Investor bezahlte Mannschaftsbus das Vereinsgelände wegen des Dieselfahrverbots nicht verlassen darf. Die brustberingte Elf vom Neckar muss also alle Punkte zu Hause holen. Mit 31.000 Dauerkartenkunden im Rücken wird das aber gelingen und der Klassenerhalt eingetütet.

Hannover 96
Es ist natürlich bedenklich, dass sich Martin Harnik als einer der Leistungsträger bei 96 ein zweites Standbein verschafft und als Teilhaber einer Firma nebenbei Furzkissen, Stinkbomben, Pfefferkaugummi und andere Partyartikel vertickt. Muss man das als Verlassen des sinkenden Schiffs bereits vor Saisonbeginn werten? Nein. Denn Klubboss Kind wird nächste Saison die Schatulle noch einmal weit öffnen, sollte es sportlich eng werden. Schließlich möchte er nächstes Jahr nicht Eigentümer eines Zweitligisten werden. Hannover bleibt drin und dann wird ordentlich gefeiert. Mit Harniks Spritzpistolen und Lachsäcken.